So 6. September 20.30 Uhr Fabrikhof
Ulrike Almut Sandig liest aus ihrem gerade bei Schöffling erschienenen und von der Kritik hochgelobten neuen Erzählband. Sie versucht mit ihrer farbigen und poetischen Sprache dem Verschwinden ganzer Welten aus dem Bewusstsein entgegenzuwirken. Gabi Rüth dazu auf WDR5: „Variationsreich, eindringlich, suggestiv. Man mag nicht mehr aufhören zu lesen.“
Ein junger Journalist versucht inmitten der Unruhen um den Istanbuler Gezi-Park die Erwartungen seiner Mutter abzuschütteln, die nach dem Mauerfall 1989 das Reisefieber gepackt hat. Ein Wanderer geht während eines Schneesturms in den uralten verwunschenen Wäldern des Engadin verloren. Ein kleines Mädchen wird zum nächsten Venusdurchgang von der Großmutter ans Ende der Welt geflogen. Wohin ihre Spuren führen, ist eines der vielen Rätsel dieser Geschichten.
Ulrike Almut Sandig beschreibt mit ihrer farbigen und poetischen Sprache nur scheinbar vergangene Orte. In Wirklichkeit leben sie in den Biografien der Älteren und den Lebensentwürfen der jungen Generation fort. Beziehungen werden von den Stürmen der Geschichte durchweht und trügerische Gewissheiten geraten ins Wanken. In ihrem neuen Buch bietet Ulrike Almut Sandig den Zauber des Erzählens gegen das Verschwinden ganzer Welten aus dem Bewusstsein auf.
“Ja, zum Schwindeligwerden ist dieses auf gegenwärtige Weise romantische Buch voller unlösbarer Rätsel, und gerade das macht es so schön. Nein, nicht nur schön. Auch melancholisch, böse, rührend sind diese Geschichten vom Verschwinden, die sich ›gegen das Verschwinden‹ richten. (…) Ulrike Almut Sandig verfügt über eine erstaunliche Sprache und hat, wie es aussieht, den Menschen ziemlich tief in die Seele geschaut. Doch ist es der schöpfungsgeschichtliche Subtext, der ihrem ›Buch gegen das Verschwinden‹ das überzeitliche Surplus verleiht. Lesend fühlt man sich immer leicht neben der Spur. Das ist ein gutes, komplexes Gefühl.” Ina Hartwig, Süddeutsche Zeitung
Ulrike Almut Sandig, 1979 geboren und aufgewachsen bei Riesa, lebt in Leipzig und Berlin. Bisher erfolgten zahlreiche Veröffentlichungen von Lyrik, Prosa, Hörbüchern und Hörspielen sowie einige Verfilmungen ihrer Arbeiten. Für ihr Prosadebüt Flamingos erhielt sie mehrere Preise und Stipendien, zuvor bereits zahlreiche Auszeichnungen für ihre Gedichte, unter anderem 2009 den Leonce-und-Lena-Preis. Zuletzt wurde Ulrike Almut Sandig im Jahr 2014 mit dem Arbeitsstipendium des Berliner Senats ausgezeichnet.